Goldener Reis

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»Goldener Reis« klingt zunächst nach einem Luxusprodukt, das nur den Reichen und Schönen vorbehalten ist. Tatsächlich handelt es sich dabei um genmanipulierten Reis, der mit Beta-Carotin angereichert wurde um den Vitamin-A-Mangel unterernährter Menschen zu beheben.

1992 begannen die beiden Forscher Ingo Potrykus und Peter Beyer den »Goldenen Reis« zu entwickeln. Die Idee ist, dass der Beta-Carotin-Gehalt im Reis durch ein gentechnisches Verfahren angehoben werden soll. Aus Beta-Carotin kann der menschliche Körper Vitamin-A herstellen. Dadurch könnten Krankheiten (wie Blindheit) und eine erhöhte Sterblichkeit als Folgen von Vitamin-A-Mangel verringert werden. Jährlich sterben etwa 670.000 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Vitamin-A-Mangel. Weitere 5 Millionen Kindern erblinden jährlich. Gegen diese erschreckenden Zahlen wollte das deutsch-schweizerische Forschungsteam etwas unternehmen.

Der lange Weg des Projekts

Obwohl die Anfänge der Erfindung schon 22 Jahre zurück liegt, wird der »Goldene Reis« immer noch nicht eingesetzt. Diese Verzögerungen haben verschiedene Gründe. Bis die ersten Ergebnisse im Jahr 2000 vorlagen, vergingen immerhin acht Jahre. Das nächste Problem lag darin, dass das Projekt nicht ausreichend öffentliche Unterstützung fand und es somit schwierig war die 32 Patentinhaber, deren insgesamt 70 Patente für die Herstellung des »Golden Rice« von Nöten waren, von dem Projekt zu überzeugen. Deshalb haben die beiden Erfinder ihr Patent an Syngenta - einen großen Agrarkonzern und größten Konkurrent von Monsanto - verkauft. Durch öffentliche Kampagnen konnten die Einwilligungen für die Patentverwendung alle eingeholt werden. Außerdem führte Syngenta die Untersuchungen durch, die notwendig sind um eine gentechnischer veränderte Pflanze zuzulassen.

Der konkrete Plan

Der Plan ist, dass Bauern den Reis zum gleichen Preis wie normalen Reis kaufen können und ihn ihre eigenen Reissorten einkreuzen können. Der Goldene Reis ist glücklicherweise kein Hybridreis, dessen Ernte nicht als Saatgut weiterverwendet werden kann. Ein einmaliger Kauf genügt also. Lizenzgebühren soll es auch nicht geben - jedenfalls nicht dann wenn der Hektarertrag pro Jahr unter 10.000 Dollar liegt. Bei einem höheren Betrag müssen Lizenzgebühren an Syngenta ausgerichtet werden. Außerdem soll es verboten sein diese Ernten zu exportieren; sie sind ausschließlich für den innerländischen Handel bestimmt. In Deutschland werden wir also nie in den (zweifelhaften?) Genuss des Goldenen Reises kommen.

Feldversuche

Seit 2004 gibt es Feldversuche mit dem Goldenen Reis auf den Philippinen. Alle Untersuchungen sollen in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen werden. Dann steht aber noch die Entscheidung der philippinischen Regierung aus. Studien dieses Feldtest haben außerdem ergeben, dass der Goldene Reis den Vitamin-A-Mangel wohl nicht vollständig beseitigen kann. Er solle deshalb als Zusatzmaßnahme zusammen mit anderen Maßnahmen zur Bekämpfung des Vitamin-A-Mangels eingesetzt werden. Inzwischen steht der Goldene Reis in den Philippinen kurz vor der Freigabe für eine zweijährige Ernährungsstudie an der mehrere Tausend Menschen teilnehmen sollen. Auch in Bangladesch gibt es Feldversuche mit dem Goldenen Reis.

Kritik

Es gibt wohl kein anderes Lebensmittel das so umstritten ist wie der Goldene Reis. Besonders kritisch wird die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen angesehen. Immer wieder wird bemängelt, dass es zu wenig Erfahrung mit gentechnisch veränderten Pflanzen gibt und daher Langzeitfolgen nicht abgeschätzt werden können. Insbesondere Geburtsdefekte werden befürchtet. Andere Gegner hätten es sinnvoller gefunden, wenn man alles Geld, das bereits in den Goldenen Reis investiert wurde, in andere, bereits bestehende Maßnahmen zur Bekämpfung des Vitamin-A-Mangels investiert hätte.
Befürworter des Goldenen Reises üben wiederum Kritik an der Behinderung des Projekts. Zum Beispiel hält der Erfindern Ingo Potrykus die Zulassungshürden für unangemessen hoch und wissenschaftlich ungerechtfertigt. Erst vor wenigen Tagen meldete sich der Greenpeacegründer Patrick Moore, der Greenpeace allerdings den Rücken gekehrt hat, und beschuldigte die Organisation Greenpeace Mitschuld an dem Tod der Kinder durch Vitamin-A-Mangel zu haben. Greenpeace soll falsche Informationen über den Goldenen Reis in Umlauf gebracht haben und die Zerstörung der Testfelder unterstützt haben.

Und jetzt?

Offensichtlich ist der Kampf um den Goldenen Reis noch lange nicht ausgetragen. Die Fronten zwischen Gentechnikgegnern und -befürwortern scheinen sich immer mehr zu verhärten. Es wird in den nächsten Jahren wohl weitere Tests geben, aber es ist noch unklar ob und wann der Goldene Reis offiziell für den Anbau freigegeben wird.

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